Fachkunde Fahrradtechnik

 

Meine Forschung  schwappte von Anfang an mit in mein privates Leben, war ich doch schon davor unrettbar verliebt in mein eigenes Fahrrad. Daher war es für mich  in zweierlei Hinsicht notwendig mehr über Fahrradtechnik zu erfahren. Nicht nur in der Werkstatt selbst musste repariert werden, sondern, komischerweise erst ab Beginn der Forschungszeit, war ständig etwas zu reparieren und zu besorgen. Youtube Videos empfand ich dabei weitaus hilfreicher als die vielgepriesenen Reparaturbücher. In den meisten Büchern findet sich nur ein Bruchteil der nötigen Reparaturen, diese dafür jedoch meist bis ins Detail aufgearbeitet, was durchaus hilfreich sein kann. Da es aber eine Vielzahl an verschiedenen Ausführungen der einzelnen Bauteile gibt und diese ebenso unterschiedlich repariert gehören, ist die Reichweite der Bücher doch recht kurz. Entweder handelt es sich um Mountainbike Reparaturen, oder die Restauration von alten Rennrädern oder das E-Bike, welches überhaupt nicht in meinem Interesse liegt, wird behandelt. Die Youtube Videos erwiesen sich für mich als weitaus nützlicher. Natürlich war dies in erster Linie für mich persönlich wichtig, jedoch half mir auch jeder Handgriff den ich mit in die Werkstatt brachte, auch dort weiter. Die Gespräche konnten sich um fachliches drehen und ich Begriff ein bisschen besser mechanische Abläufe. Es war also nicht nur für mein eigenes Rad notwendig mehr zu lernen.

Der Name meines Fahrrads ist „Die Prinzessin“ und Programm, verhält sie sich doch wie die Prinzessin auf der Erbse. Sobald sie etwas mehr tun soll als ihr beliebt, bröckelt oder rattert irgendein Teil von ihr, und es ist im Interesse aller, auch meines Geldbeutels, einiges über das Fahrrad zu lernen. Hübsch sein und kurze, schnelle prestigeträchtige Touren, bei denen sie bewundernde Blicke auf sich zieht, da ist sie dabei. Soll sie, was laut  Hersteller durchaus ihre Bestimmung ist, länger fahren, im besten Fall noch mit Gepäck und im Dreck, verweigert sie häufig, durch konsequentes kaputt gehen, die Mitarbeit. Unsere Beziehung ist sehr fein aufeinander abgestimmt. Tüdel ich sie nicht ausreichend, lässt sie mich in den ungünstigsten Momenten im Stich. Kaufe ich ausreichend hübsches Zeug für mein kleines Geldgrab, wie Ketten, Kassetten, Bremsbacken, Seelen und so weiter, läuft sie ausgesprochen fein. Wir beide sind also darauf angewiesen, dass ich abends nicht Netflix, sondern Reparaturvideos gucke. Die helfen jedoch nur bedingt weiter, kennt man als tiefster Amateurschrauber die Fachbegriffe nicht.  Diese zu kennen ist wiederum auch für die Werkstatt sehr praktisch, versteht man doch worüber sich die Männer unterhalten und soll ich etwas reparieren oder ein Werkzeug nutzen, weiß ich wenigstens  ungefähr was ich anzufassen habe. Dass ich das Bauteil dann zwar noch anschaue wie die Kuh ins Uhrwerk, da ich die Mechanik mal wieder nicht kapiere, ist ein anderes Thema. Auch beim Videos schauen, brauche ich dringend die passenden Fachwörter. Es hilft nicht viel, gebe ich in die Suchleiste keine präzisen Begriffe ein, sondern etwas wie: „Da bei der Stange die nach unten führt auf der ich sitze, ist um das Rohr etwas festgemacht, dass dann die Kette verschiebt“ Das hilft in der freien Werkstatt durchaus, die Übersetzungsleistung in Fachchinesisch und darauf folgende Reparatur ist dann jedoch auch entsprechend teuer. Es bleibt also nichts anderes als selber die Fremdsprache „Fahrrad“ zu lernen.

Aus meiner eigenen Lehrzeit hatte ich noch die überaus guten Lehrbücher im Hinterkopf, die komplexe Sachverhalte anschaulich darstellen. Und so besorgte ich mir das aktuelle Lehrwerk für den Berufsschulunterricht. In dem Buch „Fachkunde Fahrradtechnik“ werden Fachbegriffe, mechanische Vorgänge, Materialkunde und vieles mehr geballt dargestellt. Explosionszeichnungen, also  Bilder in denen komplexe Bauteile aus mehreren Komponeten in ihren jeweiligen Positionen so aufgezeichnet sind, dass man ihren Zusammenbau nachvollziehen kann, sind durchaus hilfreich. Hat man etwas zusammengeschraubt und  es bleiben unerklärlicherweise eine handvoll Schrauben übrig, obwohl es scheint, als sei alles richtig an Ort und Stelle, kann man versuchen über die Zeichnungen seinen Fehler zu finden. Darüberhinaus sind die Zeichnungen oft schön. Auch werden Komponenten in verschiedenen Ausführungen dargestellt. So ist es etwa möglich die einzelnen Bremsen und ihren Wirkungsgrad zu vergleichen. Die entsprechenden Daten sind dazu ebenfalls angegeben. Versteht man die Daten selbst nicht, geht man zum Anfang des Buches. Dort werden diese erklärt. Da das Buch für Lehrlinge gemacht ist, baut es fachlich Stück für Stück aufeinander auf und die Nutzung des Buches  kann dem Niveau der eigenen Kenntnisse gut angepasst werden. Auch für Restaurationen ist es hilfreich, deckt es doch fast alle vorangegangenen Entwicklungen ab. So werden Beispielsweise verschiedene Arten des Einspeichens oder die Entwicklung der Kassettenschaltung bis hin zum Planetengetriebe vorgestellt. Sucht man ein Buch, welches einzelne Arbeitsschritte erklärt, wird man jedoch enttäuscht. Zweck des Buches ist es darzustellen. Die praktische Durchführung wird den Auszubildenden in den Betrieben beigebracht. Das Buch „Fachkunde Fahrradtechnik“ bildet dafür die theoretische Grundlage und dient darüberhinaus als Nachschlagewerk. Daher komplettiere ich es mit den entsprechenden Youtube Videos, sobald ich weiss dass das ratternde Teil der Umwerfer ist. Oder, Frage, der Einfachheit halber die Männer in der Werkstatt, wodurch sich dann wieder das nächste Gespräch aufbauen kann. Da das Buch jedoch relativ teuer ist, ist es möglicherweise nur sinnvoll, geht das Interesse am Thema Fahrrad über die Forschung hinaus. Die Reihe „Europa Lehrmittel“ hat handwerkliche Lehrmittel aus verschiedenen Bereichen im Portfolio und ist damit  auch für andere Studien Richtung Handwerk für die Grundlagenforschung denkbar. Das vorgestellte Buch selber heisst „Fachkunde Fahrradtechnik“ und die ISBN Nummer lautet 978-3-8085-2304-9.