Gebrauchsanweisung fürs Fahrrad fahren

 

 

Die Reihe „Gebrauchsanweisung für…“ ist immer wieder nett zu lesen und behandelt kurzweilig eine Vielzahl von Themen. Von  Sportarten bis zur Vorstellung einzelner Länder findet sich mittlerweile fast alles. Dabei wird der Leser durch die schmalen Bände an die jeweiligen Themen herangeführt. Erwartet man zu tiefgründiges wird man enttäuscht, möchte man sich jedoch erst einmal oberflächlich informieren, sind die Bücher durchaus passend. Sebastian Herrmann, im Münchner Süden lebend, ist der Autor der Ausgabe „Gebrauchsanweisung fürs Fahrrad fahren“ und selber passioniert auf dem Rad unterwegs und so kann er aus eigener Erfahrung von haarsträubenden Passüberquerungen in den Alpen und dem berühmten Hungerast erzählen. Das gefürchtete Phänomen kann leicht auftreten, isst man auf langen Touren zu wenig und rutscht in den Unterzucker. Die davor einigermaßen stabil arbeitenden Oberschenkel werden zu nutzlosen Puddingteilchen mit denen man keinen Ameisenhügel mehr hinaufkommt.

Selbstironisch beschreibt er was für Technik und, ganz wichtig, was für Klamotten getragen werden müssen um im enganliegenden Lycra den Bauch in Stromlinienform zu quetschen. Erst vor kurzem hörte ich verblüfft davon, dass eine Neueinsteigerin bei einem Rennen wegen der falschen Sockenlänge schief angeschaut wurde. Leider wurde nicht gesagt, was nun die adäquate Länge der Strümpfe ist um vorne im Feld mitzuradeln. Schade eigentlich. Wie in jedem Bereich treibt auch bei den Radfahrern die Konsumfreude zu ungeahnten Blüten, der mit einem gewissen Verhaltenskodex verknüpft ist. Rennradler grüssen nur passend gekleidete andere Rennradler. Das Trikot muss eng sein und ohne Klickpedale geht nichts, auch wenn jeder Angestellte der täglich zur Arbeit radelt schneller ist. Spannend wird es, wenn das ausklicken nicht funktioniert und der eben noch adrett dahinschwebende an der roten Ampel auf die Seite kippt. Man darf da gerne ein bisschen feixen sobald man den oder auch diejenige ausgestaubt und auf die Füsse gestellt hat.

Sebastian Herrmann erzählt jedoch nicht nur aus dem eigenen Nähkästchen und beschreibt von der empfundenen Freiheit bis zu den meditativen Trainingseinheiten alles, sondern beginnt sein Buch mit einer kurzen geschichtlichen Abhandlung zum Thema Fahrrad. Dies ist nur ein kurzer Abriss und dennoch reicht es, um neugierig und Lust auf mehr zu machen. Möchte man detailreichere Ausführungen und eine begrenzte Thematik wie etwa die Geschichte des Fahrrads und des Feminismus, recherchiert man eben weiter. Auch mit der Technik die er darstellt, verhält es sich so. Ist man Fahrradaffin sucht man sich dementsprechend tiefergehende Quellen. Um sich einen Überblick zu verschaffen, der auch mal Abends im Bett gelesen werden kann, ohne dabei beliebig oder flach zu sein, ist das Buch allemal tauglich. „Gebrauchsanweisung fürs Fahrrad fahren“ erschien im Piper Verlag unter der ISBN Nummer 978-3-492-27692-4.