Der Blog

 

 

Die Form des Blogs  scheint mir die ideale Art Erlebtes, Gelesenes und Gehörtes festzuhalten.  Das Schreiben ist freier und leichter und es ist einfacher verschiedene Genres auszuprobieren und beispielsweise essayistischer zu arbeiten als in einer „normalen“ Abgabe. Letztendlich ordne ich hier nur meine Gedanken. Durch die Verschriftlichung werden Ideen jedoch nicht nur in Kategorien eingeteilt, damit sie eventuell noch für „echte“ Arbeiten ausbaubar werden, sondern ich kann im Äther meines Gedächtnisses herumfliegende Gedanken versuchen dingfest zu machen und in Worte quetschen. Diffus herumschwappendes wird so konkreter und fassbarer. Durch die fehlende Untermauerung durch Quellen kann jedoch ein etwas unprofessioneller Eindruck entstehen. Ausserdem birgt der Aufbau von fertigem Text zu nachfolgender Recherche, anstatt der sonst genutzten umgekehrten Reihenfolge, die Gefahr sich zu verlaufen. Ob es im Nachhinein entsprechend schwierig werden wird Quellen aufzutun, ist noch nicht klar. Möglicherweise wird es beschwerlich etwa „Sinnhaftig der Arbeit“ oder ähnlich unkonkretes nachzurecherchieren.

Trotz der Nachteile sehe ich den Aufbau eines Blogs für große Arbeiten als überaus praktisch, und kann mir vorstellen auch zukünftig mit dem Format zu arbeiten. Übergeordnete Themen sind leicht in Kategorien und dann in einzelne Gedanken herunterzubrechen. Besteht die Notwendigkeit, können unkompliziert weitere Arbeitsebenen  eingezogen werden. Die einzelne Arbeitseinheit ist jedoch immer so einteilbar, dass ein Gedanke fassbar und detailliert ausgearbeitet werden kann. Ich empfand dadurch das Große, mich anfangs erschlagende Ganze der Forschung, als so übersichtlich, dass ich Schritt für Schritt die einzelnen Punkte bearbeiten konnte, ohne übermäßig in Stress zu geraten. Erst dadurch kristallisierte sich für mich heraus was ich als lohnenswert sah, bearbeitet zu werden und welcher Gedanke keine Schreibarbeit verdient hat und fallen gelassen werden konnte. So trieb ich mich durch meine Forschungsaufzeichnungen und brach dabei alles von groß nach klein herunter, schraffierte und skizzierte. Häppchenweise formte sich mit der Zeit ein mehr oder weniger zusammenhängendes Bild und Schaufel für Schaufel wurde der Berg  Arbeit kleiner ohne dass dieser mich unter sich begrub. Trotzdem blieb die Metaebene als Ganzes erhalten und ich konnte meine Zeit leichter strukturieren als in einem einzigen Fließtext. Das Einfügen oder Herausnehmen einzelner Berichte ist, ohne ein Flickwerk zu hinterlassen unkompliziert möglich. Es wäre kaum aufgefallen, hätte ich einige Artikel nicht eingestellt, ist doch das Gesamtprojekt nicht davon betroffen. Sogar schummeln ist also bei einem Blog möglich, ohne gleich aufzufliegen. 

Das informelle Format erlaubt es mir anekdotenhaft zu arbeiten, wodurch es mir leichter fiel, Erlebtes mit einzubauen und es scheint mir weniger störend  „zu spielen“ als in einer herkömmlichen Arbeit. Darüber hinaus bietet mir der Blog die Möglichkeit mich in Kleinigkeiten, die mich interessieren oder mir wichtig erscheinen, zu verlieren. Die Arbeitsweise lag mir so sehr, dass ich mir vorstellen kann, jede große Arbeit damit aufzubauen und im Nachhinein zusammenzufügen, was durch die Einteilung in verschiedene Themen nicht schwer sein sollte. Die Unabgeschlossenheit ist dabei eine herausragende Stärke des Mediums. So kann, je nach Zeit und Interesse, immer wieder etwas hinzugefügt oder herausgenommen werden ohne das Ganze zu zerreissen. Ein weiterer Vorteil besteht darin Verlinkungen und die Einarbeitung anderer Medien unkompliziert hinzuzufügen. So konnte ich Beispielsweise eine ganze PowerPoint Präsentation anhängen, ohne dass dies den Rahmen sprengt. Ein Blog ist also nicht nur auf ein Medium beschränkt, sondern multifunktional und dadurch bunt nutzbar. Insgesamt sehe ich diese Arbeitsweise als eine Art, viele Eindrücke eines Themas auf verschiedensten Ebenen zu vermitteln.

Einen Punkt den ich nicht unangesprochen lassen möchte, der jedoch nicht konkret mit dem Format verknüpft ist, betrifft die korrekte Schreibweise. In den meisten Blogartikeln nutze ich das generische Maskulin. Unter anderem liegt dies daran, dass meist Männer dargestellt werden. Entsprechend soll auch das genutzte Genus darauf hinweisen.  Auf der anderen Seite ist es in der deutschen Sprache nicht leicht, konsequent zu gendern. Das Genus sitzt einfach an zu vielen Stellen und entsprechend holprig können Textstellen werden. Wo es sinnvoll machbar ist, versuche ich natürlich gegenderte Sprache einzusetzen. FahrradmechanikerInnen  und AstronautInnen als Rolemodel sichtbar zu machen und alltagstauglich in ihren Positionen zu zeigen, finde ich durchaus wichtig. Sprachliche Eigenarten wie sie durch den Kasus entstehen, sind jedoch nicht einfach mit einem Sternchen zu ändern und werden daher von mir stumpf ignoriert. Findet sich dafür eine praktikable Lösung, bin ich gerne dabei und tippe unaufhörlich Sternchen, Großbuchstaben und Bindestriche.